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Liebe Konfis, liebe Gemeinde,

manchmal, da krieg ich so schön melancholische Gefühle beim Stöbern im Regal....

(Ich zeige ein Lucky Luke - Comic Heft)

Da ist er, Lucky Luke ....

(ich spiele die Melodie „Poor lonesome Cowboy” auf der Munharmonika an)

poor lonesome Cowboy, far away from home ......

Da reitet er dem Sonnenuntergang nach, der einsame Cowboy in der Weite der Prärie.....

Kennt Ihr Lucky Luke? Na, vielleicht kennent Ihr ihn, aber viele hier in der Kirche nicht. Lucky Luke das ist der einsame Mann auf dem Pferd im Wilden Westen, der alles Böse besiegt und dabei immer cool und lässig bleibt. Früher hatte er in den Comics immer eine Zigarette locker im Mundwinkel - heute ist das nicht mehr angesagt, heut hat er einen Strohhalm im Mund.

Lucky Luke also, der kriegt sie alle, die Daltons, die korrupten Soldaten und böse Indianer. Aber so ein einsamer Cowboy - ich glaube in Wirklichkeit klappt das nicht gut. Auch wenn Lucky Luke noch Jolly Jumper dabei hat, sein Pferd.

Manchmal - ziemlich oft sogar - sind wir nämlich gar nicht so gut, wenn wir völlig allein kämpfen. Klar, das ist es, was wir lernen: Setz dich durch, benutz deine Ellenbogen, es kommt auf deinen Erfolg an. Wo wird denn noch Gruppenleistung in der Schule durch gemeinsame Noten belohnt? Wo lernen wir denn, wie man erfolgreich zusammen arbeitet? Dabei gelingt doch das Meiste nur, wenn man es zusammen unternimmt.

Da war eine andere Geschichte als die vom einsamen Cowboy ein schönes Bild: „Der Herr der Ringe”. Drei fantastische Filme nach dem epochalen Roman von J.R.R. Tolkien. Ich habe den Roman schon als Student verschlungen und die Filme fand ich Klasse.

Gut, nicht alle kennen die Geschichte. Der Herr der Ringe. Sauron, der böse Herrscher, hat im Feuer des Schicksalsberges einen Ring geschmiedet, mit dem er alle Völker auf der Mittelerde beherrschen kann. In einer ersten Schlacht wird er besiegt, aber der Ring nicht vernichtet. Nach Tausenden von Jahren wird der Ring von einem Hobbit, einem Wesen halb so groß wie ein Mensch, wieder gefunden und die Macht Sauron erstarkt neu. Sauron hat neun fliegende Reiter, die ihm untertan sind, in den Kampf geschickt - seine Heerführer. Und hier beginnt der Film:

Hobbits, das sind kleine eher kuschelige Menschenverwandte, Menschen, Zwerg und Elbe und ein weiser Zauberer machen sich zusammen auf den Weg. Der Sieg des Bösen kann nur verhindert werden, wenn der Ring unter unendlichen Mühen in dem Vulkan geworfen wird, in dem er geschmiedet wurde. Gegen das Böse wenden sich neun Gefährten, die sich auf den Weg machen, den Ring im Feuer des Schicksalsberges zu vernichten.

Der oberste der unsterblichen Elben, Ellrond von Bruchtal, schickt die Gemeinschaft des Ringes auf ihren Weg. Ich lese einmal aus Tolkiens Buch den Wortwechsel zwischen Ellrond und dem Zwerg Gimli beim Aufbruch der Gefährten:

Ellrond sagte: „Euch wird kein Eid und keine Verpflichtung auferlegt, weiter zu gehen, als ihr wollt. Denn noch kennt ihr nicht die Stärke eurer Herzen und könnt nicht voraussehen, was jedem von euch auf der Straße begegnen mag.”
„Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird” sagte Gimli.
„Vielleicht”, sagte Ellrond. „Aber lasst denjenigen nicht geloben im Dunkeln zu wandern, der den Einbruch der Nacht nicht gesehen hat.”
„Doch mag ein geschworenes Wort das zitternde Herz stärken”, sagte Gimli.
„Oder es brechen”, erwiderte Ellrond. „Schaut nicht zu weit voraus! Aber nun geht guten Mutes! Lebt wohl, und möge der Segen der Elben und Menschen und aller Freien Völker euch begleiten. Mögen die Sterne euer Angesicht bescheinen!”

Mit den Segenswünschen Ellronds und aller, die in Bruchtal zurückbleiben, machen sich die Gefährten auf in das Abenteuer, das Böse zu besiegen. Mit Erfolg, das kann man sich schon denken - ein Erfolg mit vielen Opfern und Entbehrungen.

Mich hat dieser Bund der Gefährten immer sehr angerührt. Aus freiem Entschluss stehen sie zusammen und trotz großer Spannungen und Gefahren bleiben sie ihrem Ziel und einander treu.

Der Mensch ist eben nicht gedacht als Einzelwesen, das ist die Aussage dahinter. Jeder Einzelne vollbringt große Taten, aber durch das Gemeinsame wird es tragfähig.

Und es ist keine Gemeinschaft, die ein bloßer Freundeskreis ist. Dieser Bund hat eine gemeinsame Überzeugung: Es lohnt sich, für Freiheit, Gerechtigkeit und das Glück aller anzutreten. Dafür riskieren Frodo, Sam, Aragorn und die anderen Alles.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,

letztlich ist es genau das, wozu ich Euch heute einladen möchte. Ihr seid eingeladen, genau das zu tun: mit anderen zusammen für  Freiheit, Gerechtigkeit und das Glück aller einzutreten, nie die Hoffnung aufzugeben, dass die Welt besser werden kann und dass Euer Beitrag dazu zählt.

In den Berichten über Jesus gibt es ein tragendes Element: Die Gemeinschaft der Gefährten, die Jesus um sich gesammelt hat, die mit ihm den Weg gegangen sind. Das waren Frauen und Männer, die wir uns schon als entrückte ehrwürdige Heilige vorstellen, aber das waren sie nicht. Petrus, Maria aus Magdala, Johannes, Jakobus, Martha und all die anderen waren ganz handfeste junge Menschen, die die Herausforderung angenommen haben. Das könnt ihr auch tun. Wenn ihr es tut, dann werdet ihr erleben, dass es Ziele gibt, die über den eigenen Erfolg hinausgehen. Dass es sich in jeder Hinsicht lohnt, in Gemeinschaft durchs Leben zu gehen und so sehr an andere zu denken wie an sich selbst.

Wer so lebt, der hat auch heute Jesus an seiner Seite. Wir haben dafür ein handfestes Zeichen: Jesus selbst kommt zu uns in Brot und Wein, wenn wir als Gemeinschaft miteinander gleich symbolisch das Mahl miteinander feiern.

Ich lese den Predigttext aus dem 1. Brief des Paulus an die Korinther im 10. Kapitel:

Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist's: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.


Predigt zur Konfirmation 2004, Martin-Luther-Kirche Detmold

Dipl.theol. Hans Immanuel Herbers

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